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Fachleute fordern bessere Übergangsversorgung von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin

Symposium im Rahmen der Förderinitiative der BÄK zur Versorgungsforschung



Berlin, 24.03.2011

„Der rasante medizinische Fortschritt und die daraus resultierenden neuen medizinischen Möglichkeiten führen gerade in der Kinder- und Jugendmedizin zu eindrucksvollen Therapieerfolgen. Viele Kinder mit komplexen, meist chronischen Gesundheitsproblemen, für die noch vor einer Generation keine Behandlungsoptionen bestanden, können heute das Erwachsenenalter erreichen. Gerade aus diesem Grund stehen die behandelnden Ärzte in der Verantwortung, diese Erfolge der Medizin strukturiert in die Disziplinen der Erwachsenenmedizin zu transferieren.“ Das sagte Prof. Dr. Fred Zepp, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, zum Auftakt des Symposiums der Bundesärztekammer „Transition – Spezielle Versorgungsanforderungen an die medizinische Betreuung im Übergang vom Kindes- und Jugendalter zum Erwachsenenalter“ gestern in Berlin.

Unter Transition verstehen Fachleute die geplante und koordinierte Überführung chronisch kranker Kinder und junger Erwachsener von der kindzentrierten in die erwachsenenzentrierte Versorgung. Hiervon sind etwa 120.000 Patienten pro Jahr betroffen. Prof. Dr. Martin Reincke, der die Tagung gemeinsam mit Zepp und Prof. Dr. Peter Scriba wissenschaftlich koordinierte, betonte, dass dieser Transfer in die Erwachsenmedizin patientenzentriert, flexibel, kontinuierlich und flächendeckend umgesetzt werden müsse. Nach Ansicht der Experten auf der Tagung seien hierbei aber noch unerwartet große Defizite zu verzeichnen. So wurde in zahlreichen Vorträgen verdeutlicht, dass die Transitionsphase Qualität und Intensität der medizinischen Betreuung gefährdet. „Gerade Jugendlichen mit komplexen chronischen Erkrankungen macht der Übergang in die Erwachsenenmedizin große Schwierigkeiten. Hierdurch kann die Gesundheit erheblich leiden“, so Zepp. Die Barrieren sind vielfältig und betreffen strukturelle, organisatorische und ökonomische Hürden. Reincke, Direktor der Klinik für Innere Medizin Innenstadt der LMU München, sagte: „Es ist an der Zeit, dass sich die Fachgesellschaften und Berufsverbände intensiv mit dieser Problematik beschäftigen.“

Auf dem Symposium, das im Rahmen der Förderinitiative der Bundesärztekammer zur Versorgungsforschung durchgeführt wurde, stellten die Referenten zahlreiche Versorgungsmodelle vor. Dabei wurde deutlich, dass zwar eine Reihe von Initiativen und Projekten in diesem Bereich bestehen, diese aber nur unzureichend koordiniert und vernetzt sind. Zudem wurden die Effekte der Konzepte nicht ausreichend evaluiert. Bestehende Transitionsmodelle sind bisher in der Mehrzahl auf das individuelle Engagement einzelner Ärztinnen und Ärzte in Zusammenarbeit mit Patienteninitiativen zurückzuführen.

Prof. Scriba, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer und Vorsitzender der Ständigen Koordinationsgruppe Versorgungsforschung, wies in seinem Beitrag auf den Bedarf nach weiterer Versorgungsforschung in diesem Bereich hin. „Wir müssen nicht nur wissen, ob ein vorgeschlagener Ansatz einen Zusatznutzen bringt, sondern auch, ob und wie eine angemessene Verbreitung der entsprechenden Ansätze erreicht werden kann.“

Eine Publikation zu den Beiträgen der Tagung erscheint in der Reihe Report Versorgungsforschung.

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