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Montgomery: Medikationskatalog statt Regresse

Berlin, 13.09.2011

„Statt Richtgrößenprüfungen und Regresse brauchen wir wirkungsvolle Instrumente für eine rationale Arzneimitteltherapie. Der von der Koalition geplante indikationsbezogene Medikationskatalog kann zu mehr Wirtschaftlichkeit bei der Arzneimitteltherapie beitragen und die Versorgungsqualität weiter verbessern.“ So kommentierte der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery, Pläne der Bundesregierung, mit dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz einen sogenannten Medikationskatalog in Modellregionen zu erproben.
Kritik der Pharmaindustrie, die ärztliche Therapiefreiheit werde durch einen solchen Medikationskatalog eingeschränkt, wies er zurück. „Von hohen Arzneimittelpreisen in Deutschland profitiert allein die Industrie, schon deshalb, weil Deutschland Referenzland für die Preisgestaltung in anderen Industrieländern ist. Nun vergießen die Industrieverbände Krokodilstränen wegen der angeblich bedrohten Therapiefreiheit. In Wahrheit geht es ihnen aber um den eigenen Profit. Dass Ärzte bei Regressen für diese Preispolitik in Haftung genommen werden, wird dabei aber übersehen“, kritisierte Montgomery.
Zudem bedeute Therapiefreiheit keineswegs „Therapiebeliebigkeit“. Basis müsse immer der wissenschaftliche Standard sein. Deshalb müsse auch ein Medikamentenkatalog von wissenschaftlich erstellten Leitlinien flankiert werden. Aufgabe dieser Leitlinien sei es auch, die Balance zwischen evidence based medicine und den Bedürfnissen der ärztlichen Praxis zu wahren.

Montgomery verwies darauf, dass die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzten in Klinik und Praxis die Einführung einer Positivliste unterstützt. Dies habe der Gesundheitsreport der Bundesärztekammer, eine Befragung unter Ärztinnen und Ärzten, gezeigt. Demnach würden es 69 Prozent der Ärzte begrüßen, wenn die Auswahl von Arzneimitteln künftig anhand einer Positivliste erfolgen würde; nur knapp jeder fünfte Arzt spricht sich dagegen aus.

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