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12. Interdisziplinäres Suchtforum

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„Neue Drogen“: Ärzte, Apotheker und Psychotherapeuten bilden sich fort

München, 10. April 2013

Der Handel mit synthetischen Drogen boomt: Während der Konsum von Drogen wie Cannabis und Heroin stagniert oder zurückgeht, steigt der Absatz neuer synthetischer Substanzen. Oft wird die chemische Struktur von bekannten Betäubungsmitteln minimal verändert, sodass der neue Stoff nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt. Die Verkäufer, die ihre Designerdrogen vor allem über das Internet verbreiten, sind den Behörden dabei stets einen Schritt voraus. Angesichts dieser Entwicklungen in der Drogenszene haben sich die Bayerische Landesärztekammer, die Bayerische Landesapothekerkammer, die Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen entschieden, ihr 12.Suchtforum zum Thema „Neue Drogen“ abzuhalten.
Ziel dieser Veranstaltung ist es, die unterschiedlichen Berufsgruppen mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den verschiedenen Fachgebieten fortzubilden und den Netzwerkgedanken zwischen den Heilberufen zu festigen.

Die zunehmende Verfügbarkeit synthetischer Drogen, das rasche Auftauchen neuer Substanzen und der weitverbreitete Mehrfachkonsum verschiedener Drogen stellen eine große Gefahr dar. Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer, betont: „Den Drogenkonsumenten ist meistens nicht klar, welche Auswirkungen diese chemischen Substanzen auf den Organismus haben können“. So wiesen junge Menschen, die regelmäßig Partydrogen konsumieren, unter anderem Herzwerte hochbetagter Menschen auf. Auf MRT-Bildern habe man gesehen, dass die Hauptkammern stark erweitert und die Pumpleistung stark vermindert waren. Die Herzmuskeln dieser jungen Patienten waren schwer vergiftet, so Lux. Aufputschende Amphetamine wie XTC und Speed, die Puls und Blutdruck über eine lange Zeit erhöhen, belasten das Herz stark. Anders als Kokain, betont Lux, zerstört zum Beispiel die Substanz Crystal Meth die Nervenzellen und macht deutlich schneller abhängig – oft schon nach der ersten Nutzung.

In diesem Zusammenhang besonders problematisch ist, dass Substanzen wie Metamphetamin bei akuten medizinischen Komplikationen nur schwer nachweisbar sind. Dadurch kann es bei Notfallpatienten zu erheblichen medizinischen Problemen kommen, sagt Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, Vorstand der Bayerischen Akademie für Suchtfragen in Forschung und Praxis BAS e. V. Die bedenkliche neue Drogenwelle erfordere eine enge Kooperation zwischen der Suchthilfe und der Polizei. Die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS) habe es sich zur Aufgabe gemacht hat, die relevanten beruflichen Disziplinen für das Thema „Neue Drogen“ zu sensibilisieren.

Auch Apotheker stehen beim Thema Sucht vielfältigen Herausforderungen gegenüber. Sie könnten indirekt sogar in die Herstellung illegaler Drogen involviert sein, erklärt Ulrich Koczian, Vizepräsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, etwa wenn sie als Erwerbsquelle von Ausgangsstoffen zur Herstellung illegaler Drogen missbraucht werden. „Ausgangsstoffe zur Synthese neuer Drogen können beispielsweise aus freiverkäuflichen Fertigarzneimitteln, die Ephedrin enthalten, gewonnen werden“, sagt Koczian. Die Apotheker spielten deshalb eine wichtige Rolle dabei, die missbräuchliche Verwendung von Medikamenten zu erkennen. Koczian betont, dass Apotheker als Substanzexperten aber nicht nur verpflichtet sind, einem erkennbaren Arzneimittelmissbrauch entgegenzutreten. Sie hätten mit täglich rund vier Millionen Kundenkontakten auch guten Zugang zur Bevölkerung,
für die sie als niederschwellige Anlaufstellen dienen.

Auf die hohe Relevanz der Präventionsarbeit im Drogenbereich weist Dr. Heiner Vogel hin, Vorstandsmitglied der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und  Jugendlichenpsychotherapeuten. Prävention müsse sowohl bei den bereits bekannten als auch den neuen Drogen eine Schlüsselrolle einnehmen: „Gerade bei Adoleszenten ist das Risiko von Drogenkonsum besonders hoch, deshalb ist es von großer Bedeutung in dieser Altersgruppe ein besseres Verständnis für akute und chronische Folgen der Drogenkonsums zu entwickeln und die Jugendlichen dabei zu unterstützen, Ressourcen zu aktivieren und Selbstwirksamkeit zu lernen, anstatt sich mit Drogen zu betäuben.“ In Beratung und Therapie ist es laut Vogel wichtig, individuelle, aus Sicht der Klienten vermeintlich kurzfristige Vorteile des Drogenkonsums zu erfassen
und in den Fokus einer Behandlung zu stellen, um alternative Verhaltensweisen zu erlernen und ein Durchbrechen des Teufelskreises des Drogenkonsums zu ermöglichen.

"Das beste Mittel gegen Drogenkonsum ist eine breitgefächerte Präventionsarbeit. Wichtig ist, mit jungen Menschen frühzeitig ins Gespräch zu kommen, um ihnen die Gefahren und Folgeschäden von Drogen vor Augen zu führen", stellt auch die Bayerische Gesundheitsstaatssekretärin Melanie Huml klar. "Wir fördern deshalb im Jahr 2013 spezielle Projekte wie mindzone mit rund 235.000 €. Da wird gezielt an den Orten, wo Jugendliche
sich aufhalten und feiern, über die Schattenseiten von Drogen aufgeklärt - und zwar auf gleicher Augenhöhe von Jugendlichen für Jugendliche." Weiter warnt Huml vor der neuen und äußerst gefährlichen Droge Crystal Meth. Diese sei vergleichsweise leicht verfügbar und zu niedrigen Preisen erhältlich, aber extrem gesundheitsgefährdend. Huml betont: "Schon der erste Konsum von Crystal Meth kann Sucht und schwere Schäden der Gesundheit
verursachen. Davor müssen wir unsere Kinder schützen. Wir setzen uns dafür ein, die Fachleute vor Ort zu vernetzen und zu stärken. Dabei unterstützen wir auch die Polizei- und Zollbehörden, die die Hauptlast der Bekämpfung von Crystal Meth tragen." Im November 2012 wurde vom Bezirkskrankenhaus Bayreuth zusammen mit dem Bayerischen Gesundheitsministerium bereits der bundesweit erste Kongress zum Thema Crystal
Meth veranstaltet. Am 10. Juli 2013 wird eine von Gesundheitsstaatssekretärin Huml initiierte Vernetzungstagung mit den Regierungen der Oberpfalz, von Niederbayern und von Oberfranken in Regensburg stattfinden, um weitere Schritte zu diskutieren. Darüber hinaus ist ein weiterer Fachkongress im Herbst in Bayreuth geplant.

 
Das Suchtforum, bei dem sich auch in diesem Jahr wieder fast 500 Ärzte, Apotheker, Psychotherapeuten, Mitarbeiter von Suchthilfeeinrichtungen und Angehörige anderer Berufsgruppen (Lehrer, Polizisten) fortbilden, findet am 10. April 2013 im Klinikum rechts der Isar statt.

Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS)
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Die BAS beschäftigt sich als Transferinstitut zwischen Forschung und Praxis mit wissenschaftlichen und praxisbezogenen Fragestellungen der Prävention und Behandlung von Suchterkrankungen. Sie
wurde im Herbst 1997 mit dem Zweck gegründet, die Verbesserung des öffentlichen Gesundheitswesens im Suchtbereich gezielt zu fördern. Zum Themenkreis der BAS gehören körperliche und
psychosoziale Störungen beziehungsweise Krankheiten im Zusammenhang mit Alkohol, Nikotin, illegalen Drogen und psychoaktiv wirkenden Medikamenten. Darüber hinaus befasst sie sich auch
mit den sog. nicht-substanzgebundenen bzw. Verhaltenssuchten wie den pathologischen Glücksspielen. Auch weitere mit Abhängigkeitsstörungen assoziierte Gesundheitsthemen wie z. B. Angststörungen,
Depressionen oder Essstörungen werden behandelt. Ein zentrales Ziel der BAS besteht in der Förderung des Transfers zwischen Wissenschaft und Praxis. Neben der jährlichen Vortragsreihe
organisiert sie regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen und Tagungen. Die BAS besteht aus den beiden Rechtsträgern der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen BAS Unternehmergesellschaft
(haftungsbeschränkt) und der Bayerischen Akademie für Suchtfragen in Forschung und Praxis BAS e. V.

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Die PTK Bayern ist die Berufsvertretung der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder und Jugendlichenpsychotherapeuten in Bayern. Nach dem Heilberufe-Kammergesetz (HKaG) gehört es zu den wesentlichen Aufgaben der im Jahr 2002 gegründeten Kammer, die beruflichen Belange ihrer Mitglieder wahrzunehmen, die Erfüllung der psychotherapeutischen Berufspflichten zu überwachen, die psychotherapeutische Fortbildung zu fördern und in der öffentlichen Gesundheitspflege mitzuwirken.