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Unterfinanzierung – Personalknappheit – Arbeitsverdichtung im Krankenhaus

München, 6. August 2014

Mit großer Sorge beobachtet die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) sowohl die personelle als auch die strukturelle Entwicklung an Bayerns Krankenhäusern. „Die Personaldecke ist mittlerweile sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich äußerst dünn geworden“, sagt BLÄK-Präsident Dr. Max Kaplan. Nach Angaben der Bayerischen Krankenhausgesellschaft mussten 52 Prozent der Kliniken für das Jahr 2013 ein Defizit ausweisen. Kaplan sieht vor allem drei Problemkreise, die zu lösen seien:

  • Die zunehmenden Personalprobleme, verursacht dadurch, dass offene Stellen nicht mehr besetzt werden, führten – insbesondere auch in großen Krankenhäusern – zu einer enormen Arbeitsverdichtung.

  • Es bleibe nur noch wenig Freiraum für das persönliche Patientengespräch, das gerade im Sinne einer vertrauensvollen Patienten-Arzt-Beziehung ganz entscheidend für den Behandlungserfolg sei.

  • Die Arbeitsverdichtung führe zu einem Attraktivitätsverlust des Arbeits-platzes „Krankenhaus“, was die Situation noch verschärfe.

Klar sei, dass auch ein Krankenhaus angehalten ist, wirtschaftlich zu arbeiten, d.h. Case-Mix-lndex und Fallzahlen stellen die entscheidenden wirtschaftlichen Kriterien dar. Letztendlich entscheidend sei, dass sowohl die Investitions- als auch die Betriebskosten ausreichend finanziert seien. „Das Wohl unserer Ärztinnen und Ärzte sowie unserer Patientinnen und Patienten darf nicht unter dem ökonomischen Druck leiden“, so der Präsident. Im Hinblick auf eine qualifizierte Patientenversorgung bestehe die Gefahr, dass durch eine personelle Unterbesetzung der Kliniken die Patientenversorgung nicht nur leide, sondern dies auch zu Behandlungsfehlern führen könne. „Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung mit dem ‚Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung‘ eine Qualitätsoffensive im Gesundheitswesen startet, andererseits aber in den Krankenhäusern gerade diese Qualität durch Finanzierungsengpässe, Personalreduktion und Rationierung gefährdet wird“, so Bayerns Kammer-Chef. Ärztinnen und Ärzten müsse zudem eine berufliche Perspektive geboten werden, damit sie Berufstätigkeit und Familie sowie Berufsleben und Freizeit vereinbaren könnten. Genau dies erwarte insbesondere die junge Ärztegeneration.
Auf mehreren Ärztetagen – bayerischen als auch deutschen – hat die Ärzteschaft die Vereinbarkeit von Ökonomie und Medizin mit der Gefahr, dass die Ökonomie über die Medizin dominiert, diskutiert. Hierbei wurde klar festgehalten, dass Krankenhäuser keine Industrieunternehmen sind und sein können, Ärztinnen und Ärzte nicht auf Leistungserbringer reduziert werden können und Patienten keine Kunden sind.

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