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Ärzte für Alkoholabhängige wichtige Ansprechpartner

Berlin, 21.09.2010

„Hausärztinnen und Hausärzte können Alkoholprobleme bei ihren
Patienten frühzeitig erkennen und ihnen helfen, ihre Suchterkrankung zu überwinden. Sie
sind deshalb wichtige Ansprechpartner für alkoholkranke Menschen.“ Dies sagte Prof. Dr.
Frieder Hessenauer, Vorsitzender des Ausschusses Sucht und Drogen der
Bundesärztekammer (BÄK), anlässlich der gemeinsamen Fachtagung von BÄK und dem
Fachverband Sucht e.V. zu „Suchtbehandlung und hausärztliche Versorgung: Erkennen,
Steuern, Handeln“ in Berlin. Ärzte könnten Patienten mit riskantem Alkoholkonsum über die
möglichen gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums aufklären und sie zu
Verhaltensänderungen motivieren. Menschen mit schädlichem Konsum und
Alkoholabhängige könnten so frühzeitig an spezialisierte Beratungs- und
Behandlungsangebote weitervermittelt werden. Studien belegten, dass bereits die
Ansprache durch den Arzt bei riskanten Konsumenten zu einer Änderung des
Trinkverhaltens führen kann, so Hessenauer.

„Ziel unserer Bemühungen ist es, für den Arzt Anreizsysteme zu schaffen, die zu einer
möglichst flächendeckenden Implementierung von Früherkennungs- und
Frühinterventionsmaßnahmen bei substanzbezogenen Störungen führen“, sagte
Hessenauer. Auf der Tagung wiesen Experten darauf hin, dass mehr als 1,3 Millionen
Erwachsene alkoholabhängig sind, zwei Millionen Menschen konsumieren Alkohol in
gesundheitsschädlichen Mengen. Jeder sechste Erwachsene trinkt soviel Alkohol, dass es
langfristig zu gesundheitlichen Schäden kommen kann. Ein solcher riskanter Konsum liegt
dann vor, wenn Männer pro Tag mehr als zwei alkoholische Getränke und Frauen mehr als
ein alkoholisches Getränk zu sich nehmen.

Wie wirksam eine Entwöhnungsbehandlung ist, zeigen die Daten stationärer
Rehabilitationseinrichtungen. So lebt die Hälfte der behandelten Alkoholiker auch nach
einem Jahr abstinent. Aber es gibt weiterhin ein starkes Missverhältnis zwischen der hohen Verbreitung von Abhängigkeitserkrankungen und der Inanspruchnahme
von Entwöhnungsbehandlungen. „Im Durchschnitt dauert es immer noch etwa 12 Jahre, bis alkoholabhängige Menschen dazu bereit sind, eine stationäre Entwöhnungs-behandlung anzutreten“, erklärte Ralf Schneider, Vorsitzender des Fachverbandes Sucht e.V. „Der niedergelassene Arzt stellt hierbei für die Betroffenen eine entscheidende Schnittstelle dar.“

Auf der Fachtagung diskutierten die Teilnehmer Möglichkeiten einer früheren Behandlung
alkoholbedingter Störungen und zeigten Wege zu einer verbesserten Kooperation zwischen
niedergelassenen Ärzten und Einrichtungen der Suchtbehandlung auf. Gemeinsam mit der
Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, erörterten Ärzte,
Suchtexperten der Deutschen Rentenversicherung, der Krankenkassen und der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung, wie die Rahmenbedingungen für die Behandlung
Betroffener verbessert werden können. Dabei wurde insbesondere deutlich, dass
Früherkennungs- und Frühinterventionsmaßnahmen durch niedergelassene Ärzte sowie die ambulante Nachsorge dringend ausgebaut werden müssen.

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