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Krankenhaushygiene und Medizinische Mikrobiologie: Kliniken brauchen mehr Fachpersonal

Berlin, 03.02.2011

Der schnelle Nachweis von Krankheitserregern kann im klinischen Alltag überlebenswichtig sein. Nach Ansicht von Experten stehen aber der Abbau von Fachpersonal, enormer Kostendruck in den Kliniken sowie die Auslagerung von Laborstandorten einer zeitnahen mikrobiologischen Diagnostik im Krankenhaus entgegen. „Erschwerend kommt hinzu, dass dort immer mehr Patienten mit komplizierten Krankheitsverläufen behandelt werden müssen“, erklärte Prof. Dr. Karsten Becker vom Institut für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Münster am Donnerstag auf dem 35. Interdisziplinären Forum „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ der Bundesärztekammer in Berlin. Unter anderem begünstigen Immunsuppression, intensivmedizinische Maßnahmen und Fremdkörpereinsatz Infektionen und deren Übertragung im Krankenhaus.

Die Zunahme multiresistenter Mikroorganismen in Krankenhäusern sei besorgniserregend. „Der ständige, patientennahe Einsatz von mikrobiologisch-infektiologisch und krankenhaushygienisch ausgebildeten Fachärzten vor Ort ist deshalb dringend notwendig“, forderte Becker. Um der steigenden Zahl multiresistenter Erreger künftig Herr werden zu können, müssten entsprechende Strukturen wie gesetzliche Grundlagen, Netzwerke, Hygienekommissionen und infektiologisch-hygienische Konsiliardienste geschaffen oder weiterentwickelt werden. Medizinische und pflegerische Einrichtungen benötigten dafür mehr Fachpersonal, eine engere Zusammenarbeit aller involvierten Berufsgruppen sowie eine effizientere Erregerdiagnostik, so Becker.

Das Problem sei auch, „dass es oftmals mehrere Tage dauert, bis anhand der klassischen Mikrobiologie Infektionserreger identifiziert sind und ein Antibiogramm zur Bestimmung der Resistenz von Krankheitskeimen vorliegt“, sagte Prof. Dr. Eberhard Straube vom Institut für Medizinische Mikrobiologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im klinischen Alltag jedoch müsse bei einer bedrohlichen Infektion oder Sepsis innerhalb der ersten Stunden mit der gezielten Antibiotikatherapie begonnen werden, sonst bestehe Lebensgefahr für den Patienten. Alternativen zur klassischen Mikrobiologie seien molekularbiologische oder physikalische Verfahren zum Erregernachweis. „Die so gewonnenen Informationen über den Infektionserreger und dessen Antibiotikaresistenz sind zwar nur vorläufig und unvollständig, doch helfen diese dem Arzt dabei, rechtzeitig das richtige Antibiotikum zu wählen“, erklärte Straube. Damit sei sichergestellt, dass der Arzt rechtzeitig mit einer Therapie beginnen kann. Die genaue Erregerdifferenzierung und Resistenzbestimmung bleibe vorerst weiter den kulturellen Verfahren vorbehalten.

Ein Video-Clip zum Thema „Mikrobiologie“ kann ab Dienstag, 8. Februar, auf dem Youtube-Kanal der Bundesärztekammer unter http://youtube.com/BAEKclips oder unter www.bundesaerztekammer.de abgerufen werden.

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