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Notfallmedizin – Vorsicht Sackgasse!

München, 10. April 2010

Bei Diskussionen über die Zukunft der Notfallmedizin wird immer wieder engagiert diskutiert, ob zur Sicherstellung einer hochqualitativen Notfallmedizin ein eigener Facharzt für Notfallmedizin notwendig sei. Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer, schreibt dazu im Leitartikel der April-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes: „Für junge Kolleginnen und Kollegen wäre die Weiterbildung zu einem Facharzt für Notfallmedizin ein gefährlicher Weg in eine Sackgasse.“

Befürworter des Facharztes für Notfallmedizin beziehen sich auf gute Erfahrungen anderer Länder, in denen es diese Spezialisierung bereits gäbe. Aufgrund der immer stärker fortschreitenden Spezialisierung in der Medizin und der generellen „Wissensexplosion“, die auch vor der Notfallmedizin nicht Halt mache, seien die komplexen Anforderungen nur noch von einem eigenen Facharzt zu meistern. Gegner dieses neu zu schaffenden Facharztes argumentieren, dass Notfallmedizin etwas Interdisziplinäres sei, für
die detaillierte Kenntnisse auf Facharztniveau aus verschiedenen Bereichen notwendig seien. Der Facharztstandard wäre bei einem eigenen Facharzt für Notfallmedizin nicht zu halten. Zudem hätten auftretende Probleme in Notfallaufnahmen häufig organisatorische Ursachen, für deren Lösung eine Spezialfortbildung deutlich mehr Optimierungspotenzial mit sich brächte als ein neu geschaffener Facharzt.

„Nach einer solchen breiten, aber nicht tiefen Ausbildung zum Facharzt für Notfallmedizin wäre man in einer Sackgasse gefangen und käme nur sehr schwer und mit viel Aufwand wieder heraus. Wenn sich keine Karrieremöglichkeiten innerhalb der Notaufnahme bieten, dann ist der Facharzt für Notfallmedizin zu lebenslangem Schichtdienst verdonnert“, schreibt Lux, die selbst Internistin und Notärztin ist. Sie plädiert dafür, keinen eigenen Facharzt für Notfallmedizin zu schaffen. Stattdessen sollte die notfallmedizinische
Kompetenz der beteiligten Fachärzte durch eine Zusatzbezeichnung „Notfallmedizin“ und eine Qualifizierung in ärztlichem Qualitätsmanagement und ärztlicher Führung vertieft und erweitert werden.

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