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Skandal im … Gesundheitsbezirk?

München, 11. September 2012

Jedes Jahr aufs Neue klagen die gesetzlichen Krankenkassen über „Zuweiserprämien“ für niedergelassene Ärzte oder stellen ähnlich pauschale Korruptionsvorwürfe in den Raum. Die Skandalisierung im Gesundheitswesen hat Hochkonjunktur, auch wenn die Faktenlage bei vielen Vorwürfen überaus dürftig ist. Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer
(BLÄK), warnt vor einer Schädigung der Patientenversorgung und -sicherheit in Folge des immer wiederkehrend, aber dennoch unhaltbar behaupteten „steigenden Ärztepfuschs“. So sei beispielsweise die Fragestellung der Studie zu den sogenannten „Fangprämien“ überaus vage gewesen und die Studie noch nicht einmal abgeschlossen, geschweige denn veröffentlicht. Kritiker der „Mengenausweitung von Leistungen“ ignorierten den demographischen Wandel und den medizinischtechnischen Fortschritt. Pauschale Korruptionsvorwürfe demotivierten junge Ärztinnen und Ärzte, in der Patientenversorgung tätig zu werden und erschütterten das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung. Die Skandalisierung diene hauptsächlich der Ablenkung von eigenen Versäumnissen bei Politik und Krankenkassen und versperre den Blick auf echte Skandale, wie bei den Transplantationen. Angesichts vorhandener berufsrechtlicher Regelungen greife die oft geforderte weitergehende Verrechtlichung des Arztberufs zu kurz. Die BLÄK unterstütze Transparenz und Aufklärung im Gesundheitssystem bedingungslos. Exemplarisch nennt Kaplan die Themen „Anwendungsstudien“ und „Boni-Verträge für Chefärzte“. Zielvereinbarungen im OP oder Gratifikationen für die Verordnung bestimmter Arznei- und Hilfsmittel lehnt er entschieden ab. Ein Publizitätsgebot für Sponsoring- Aktivitäten der Pharmaindustrie könne ein erster Schritt zur Eindämmung von Gratifikationen für die Verordnung bestimmter Arznei- und Hilfsmittel sein. „Als Körperschaft der ärztlichen Selbstverwaltung sind wir aus unserem Selbstverständnis heraus daran interessiert, Missstände abzustellen und Korruption wirksam zu bekämpfen“, betont Kaplan. Die Skandalisierung im Gesundheitswesen müsse ein Ende haben; stattdessen bedürfe es eines konstruktiven Miteinanders von Politik, Krankenkassen, ärztlicher Selbstverwaltung, Patientenorganisationen und allen weiteren Akteuren im Gesundheitswesen. „Stopp mit der Skandalisierung im Gesundheitswesen! Das Maß ist voll!“, so Kaplans eindringlicher Appell.

Mehr dazu lesen Sie in der September-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes unter www.blaek.de.

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