71. Bayerischer Ärztetag – Ende
Augsburg, 14. Oktober 2012
Der 71. Bayerische Ärztetag (BÄT) in Augsburg ging mit einer Vielzahl an Beschlüssen zur Gesundheits- und Berufspolitik, dem Finanzbericht sowie Änderungsbeschlüssen zur Berufsordnung und zur Weiterbildungsordnung zu Ende. Außerdem wurde die Beschlussfassung einer Fortbildungsordnung vorbereitet.
Zielvereinbarungen im Arztberuf
Zielvereinbarungen als Teil von Arbeitsverträgen für Ärztinnen und Ärzte dürfen dem Wohl von Patienten und Mitarbeitern, den Interessen der Solidargemeinschaft und den berufsrechtlichen Verpflichtungen der Ärzte nicht entgegenstehen. Die Delegierten lehnten die derzeitige ökonomische Ausrichtung der Zielvereinbarungen ab. Der – richtig verstandene – ökonomische Umgang mit den vorhandenen Mitteln sei eine selbstverständliche Grundlage ärztlichen Handelns, so wie es auch eine Aufgabe der Ärzteschaft und ihrer Gremien sei, durch Einflussnahme mit dafür zu sorgen, dass diese Ressourcen in ausreichendem Ausmaß zur Verfügung stehen und adäquat verteilt werden. Zielvereinbarungen als Führungstechniken,
vor allem wenn sie kommerziell fokussiert sind, schafften in der Realität Fehlanreize und Fehlentwicklungen, die mit den Grundanforderungen an verantwortliches ärztliches Handeln nicht vereinbar seien. Deshalb würden solche Vereinbarungen in Arbeitsverträgen oder als Ergänzung zu Arbeitsverträgen prinzipiell abgelehnt.
Zugang zum Medizinstudium und Weiterbildungsverbünde
Der 71. Bayerische Ärztetag forderte die Kultusministerkonferenz auf, die Kriterien für die Vergabe von Medizin-Studienplätzen zu überprüfen und dahingehend abzuändern, dass für die ärztliche Tätigkeit wichtige Merkmale (zum Beispiel soziale Kompetenz, Ausdauer, Frustrationstoleranz, Belastbarkeit, Zivilcourage, soziales Engagement) ebenso wie vorhandene Qualifikationen (zum Beispiel eine abgeschlossene Krankenpflegeausbildung) einen höheren Stellenwert bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen erhalten als bisher. Geeignete Instrumente zur Auswahl der Medizinstudenten
sind in Zusammenarbeit mit den Ärztekammern zu entwickeln.
In einem weiteren Beschluss forderte der Ärztetag das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit auf, die Bildung und Umsetzung von Weiterbildungsverbünden bayernweit zu fördern. Außerdem soll die bei der BLÄK angesiedelte Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA) gefördert werden.
Die Klinikträger und weiterbildungsbefugten Ärztinnen und Ärzte wurden in einem weiteren Beschluss aufgefordert, für ausreichend Weiterbildungsplätze sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich zu sorgen. Arbeitsverträge über nur wenige Monate böten hierfür keine Perspektive.
Einrichtung von Lehrstühlen für Krankenhaushygiene
Der 71. Bayerische Ärztetag forderte den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie die entsprechenden Gremien der Bayerischen Universitäten auf, eigene Lehrstühle für Krankenhaushygiene einzurichten. Die bestehenden Lehrstühle seien primär diagnostischtherapeutisch, jedoch nicht infektionspräventiv ausgerichtet. Gerade in den
Zeiten des raschen Wandels bakterieller Erreger und der damit verbundenen Entwicklung von Multi- beziehungsweise Panresistenzen gegenüber Antibiotika komme der Infektionsprävention erhebliche Bedeutung zu und bedürfe einer eigenständigen Forschung und Lehre, um der nachfolgenden Ärztegeneration die entsprechenden Kenntnisse zu vermitteln. Die Hygienediskussion der vergangenen Monate zeige den enormen Mangel an ausgebildeten Hygienefachkräften im ärztlichen und pflegerischen Bereich.
Elektronische Zigaretten
Der Einsatz von elektronischen Zigaretten (E-Zigarette) zur Raucherentwöhnung wurde von den 180 Delegierten kritisch gesehen, solange noch nicht ausreichend wissenschaftlich fundierte Daten bezüglich ihres Nutzens zur Nikotin-Ersatztherapie vorlägen.
Weitere Beschlüsse
Der Rechnungsabschluss 2011 wurde angenommen, der Haushaltsplan 2013 beschlossen und die Weiterbildungsordnung für die Ärzte in Bayern an die Erfordernisse und Bedürfnisse der Weiterzubildenden angepasst. Der 72. Bayerische Ärztetag findet vom 11. bis 13. Oktober 2012 in Bamberg statt.
Gesamter Artikel als PDF
Der 71. Bayerische Ärztetag (BÄT) in Augsburg ging mit einer Vielzahl an Beschlüssen zur Gesundheits- und Berufspolitik, dem Finanzbericht sowie Änderungsbeschlüssen zur Berufsordnung und zur Weiterbildungsordnung zu Ende. Außerdem wurde die Beschlussfassung einer Fortbildungsordnung vorbereitet.
Zielvereinbarungen im Arztberuf
Zielvereinbarungen als Teil von Arbeitsverträgen für Ärztinnen und Ärzte dürfen dem Wohl von Patienten und Mitarbeitern, den Interessen der Solidargemeinschaft und den berufsrechtlichen Verpflichtungen der Ärzte nicht entgegenstehen. Die Delegierten lehnten die derzeitige ökonomische Ausrichtung der Zielvereinbarungen ab. Der – richtig verstandene – ökonomische Umgang mit den vorhandenen Mitteln sei eine selbstverständliche Grundlage ärztlichen Handelns, so wie es auch eine Aufgabe der Ärzteschaft und ihrer Gremien sei, durch Einflussnahme mit dafür zu sorgen, dass diese Ressourcen in ausreichendem Ausmaß zur Verfügung stehen und adäquat verteilt werden. Zielvereinbarungen als Führungstechniken,
vor allem wenn sie kommerziell fokussiert sind, schafften in der Realität Fehlanreize und Fehlentwicklungen, die mit den Grundanforderungen an verantwortliches ärztliches Handeln nicht vereinbar seien. Deshalb würden solche Vereinbarungen in Arbeitsverträgen oder als Ergänzung zu Arbeitsverträgen prinzipiell abgelehnt.
Zugang zum Medizinstudium und Weiterbildungsverbünde
Der 71. Bayerische Ärztetag forderte die Kultusministerkonferenz auf, die Kriterien für die Vergabe von Medizin-Studienplätzen zu überprüfen und dahingehend abzuändern, dass für die ärztliche Tätigkeit wichtige Merkmale (zum Beispiel soziale Kompetenz, Ausdauer, Frustrationstoleranz, Belastbarkeit, Zivilcourage, soziales Engagement) ebenso wie vorhandene Qualifikationen (zum Beispiel eine abgeschlossene Krankenpflegeausbildung) einen höheren Stellenwert bei der Vergabe von Medizinstudienplätzen erhalten als bisher. Geeignete Instrumente zur Auswahl der Medizinstudenten
sind in Zusammenarbeit mit den Ärztekammern zu entwickeln.
In einem weiteren Beschluss forderte der Ärztetag das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit auf, die Bildung und Umsetzung von Weiterbildungsverbünden bayernweit zu fördern. Außerdem soll die bei der BLÄK angesiedelte Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin (KoStA) gefördert werden.
Die Klinikträger und weiterbildungsbefugten Ärztinnen und Ärzte wurden in einem weiteren Beschluss aufgefordert, für ausreichend Weiterbildungsplätze sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich zu sorgen. Arbeitsverträge über nur wenige Monate böten hierfür keine Perspektive.
Einrichtung von Lehrstühlen für Krankenhaushygiene
Der 71. Bayerische Ärztetag forderte den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie die entsprechenden Gremien der Bayerischen Universitäten auf, eigene Lehrstühle für Krankenhaushygiene einzurichten. Die bestehenden Lehrstühle seien primär diagnostischtherapeutisch, jedoch nicht infektionspräventiv ausgerichtet. Gerade in den
Zeiten des raschen Wandels bakterieller Erreger und der damit verbundenen Entwicklung von Multi- beziehungsweise Panresistenzen gegenüber Antibiotika komme der Infektionsprävention erhebliche Bedeutung zu und bedürfe einer eigenständigen Forschung und Lehre, um der nachfolgenden Ärztegeneration die entsprechenden Kenntnisse zu vermitteln. Die Hygienediskussion der vergangenen Monate zeige den enormen Mangel an ausgebildeten Hygienefachkräften im ärztlichen und pflegerischen Bereich.
Elektronische Zigaretten
Der Einsatz von elektronischen Zigaretten (E-Zigarette) zur Raucherentwöhnung wurde von den 180 Delegierten kritisch gesehen, solange noch nicht ausreichend wissenschaftlich fundierte Daten bezüglich ihres Nutzens zur Nikotin-Ersatztherapie vorlägen.
Weitere Beschlüsse
Der Rechnungsabschluss 2011 wurde angenommen, der Haushaltsplan 2013 beschlossen und die Weiterbildungsordnung für die Ärzte in Bayern an die Erfordernisse und Bedürfnisse der Weiterzubildenden angepasst. Der 72. Bayerische Ärztetag findet vom 11. bis 13. Oktober 2012 in Bamberg statt.
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