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Spezielle Deutsch-Weiterbildung für Ärztinnen und Ärzte

München, 12. Juni 2014

6.439 ausländische Ärztinnen und Ärzte waren zum 30. April 2014 in Bayern gemeldet, was immerhin 8,2 % der derzeit 78.568 Mitglieder der Baye-rischen Landesärztekammer (BLÄK) ausmacht. „Der Leidensdruck bei Ärztinnen und Ärzten sowie bei Patientinnen und Patienten in Bezug auf die steigenden und gravierenden Sprachprobleme vieler ausländischer Kolleginnen und Kollegen in der Arzt-Patienten-Beziehung und in der interkollegialen Kommunikation nimmt merklich zu“, sagt Dr. Max Kaplan, Präsident der BLÄK. Oftmals würden die Kommunikationsprobleme jedoch nicht nur durch mangelnde Deutschkenntnisse, wie Grammatik und Wortschatz verursacht, sondern entstünden auch aus Unkenntnis der Fachkommunikation und des Medizinbetriebs. Gute grammatikalische Mittelstufen-Kenntnisse einer Sprache (Stufe B2 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen – GER) seien daher nicht gleichbedeutend mit guten kommunikativen Kompetenzen, geht es um die Fach- und Berufssprache, wie „Mediziner-Deutsch“.
Hier setzt das Medizin-Modul der Deutsch-Uni Online (DUO) an, das ge-meinsam mit namhaften Medizinern bayerischer Hochschulen von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) entwickelt wurde. Es beschäftigt sich in hundert Stunden unter anderem mit wissenschaftlichen Textsorten und Begriffssystemen aus Anatomie, Histologie, Physiologie und Chirurgie, mit interkultureller Medizin und kulturspezifischen Körperbildern, mit medi-zinischen Apparaturen, mit einem kompletten Zyklus der Arzt-Patienten-Kommunikation von der Anamnese über Untersuchungen, Blutabnahme, Laborberichte bis zu Visite und Entlassungsbrief. „Den Umfang des Wort-schatzes, die kommunikativen Spielregeln und die Konzeptwelten ver-schiedener Sprachen decken die Bewertungskriterien von gängigen Sprachtests nur unzureichend ab“, erklärt Professor Dr. Jörg Roche vom Institut für Deutsch als Fremdsprache der LMU in München. Er fordert unter anderem, dass Sprachkurse künftig „stärker fallbasiert und szenarien-didaktisch“ arbeiten und kulturelle Kompetenzen stärker berücksichtigt werden sollten. Eine bloße Anhebung des Prüfungsniveaus auf die „Oberstufe“ (C1 oder C2) dürfte nur bedingt zur Problemlösung beitragen. Im Juni 2014 plant die Gesundheitsministerkonferenz der Länder diesbezügliche bundeseinheitliche Kriterien und Richtlinien zu beschließen und will dabei auch speziell auf die Anforderungen des ärztlichen Berufes konzi-pierte praktische Sprachprüfungen einführen. „Die BLÄK begrüßt dieses Vorhaben ausdrücklich und wird die zuständigen Behörden bei der Umsetzung nach Kräften unterstützen“, so Kaplan abschließend.

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