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Ärztliche Indikationsstellung

Ärztliche Indikationsstellung

Wann ist weniger mehr, welche Therapie ist wirklich wichtig und wie können Patientinnen und Patienten bei der Auswahl geeigneter Behandlungswege besser eingebunden werden? Müssen wir eigentlich alles machen, was wir können? Oder müssen wir nicht vielmehr das, was wir machen, noch besser machen? Erfordert nicht gerade die hohe Komplexität der Medizin und die zunehmende Fragmentierung der Disziplinen eine Rückbesinnung auf das Wesentliche? Mit diesen Fragen startet Dr. Max Kaplan, Präsident der Bayerischen Lan-desärztekammer (BLÄK) seinen Leitartikel in der März-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes. Die enormen Leistungen der Medizin haben Hoffnungen geweckt, die nicht immer und überall erfüllt werden könnten. Ärztinnen und Ärzte sollten nicht versucht sein, diese übermäßigen Ansprüche durch nichtzwingend indizierte Behandlungen erfüllen zu wollen. Das wäre berufsethisch nicht zu vertreten und bei kontraindizierter Behandlung sogar rechtlich verwerflich. Die medizinische Indikation müsse deshalb ein gut begründbares fachliches Urteil des behandelnden Arztes darstellen, damit das – im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung – mit dem Patienten gemeinsam festgelegte Behandlungsziel erreicht werde. Am anderen Ende der Skala der Überversorgung sei die medizinische Unterversorgung der Patienten heute eines der größten Probleme. „Keinesfalls dürften wir zulassen, dass die medizinische Indikation zur quasi medizinökonomischen Indikation verkümmert“, so Kaplan. In dem mehr und mehr ökonomisch ausgerichteten Gesundheitswesen hätten multimorbide chronisch Kranke keine wirkliche Lobby. Der heutige Medizinbetrieb laufe Gefahr, sich immer mehr an gewinnbringenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen zu orientieren. Der akut erkrankte Patient sei der Willkommenere, der elektive Eingriff der Bevorzugte.

Die aus dem Amerikanischen stammende „Choosing Wisely Initiative“ (CWI – „Klug entscheiden“) habe sich mittlerweile auch in Deutschland etabliert und nehme auch Einfluss auf die Leitlinienentwicklung. Sie verfolgt das Ziel, die offene Diskussion zwischen der Ärzteschaft, den Patienten und der Öffentlichkeit zum Thema Überversorgung zu fördern. „Ein verantwortungsvoller Umgang des Arztes mit der Indikationsstellung ist schließlich grundlegend für das Vertrauensverhältnis zum Patienten“, so Kaplan. Ein kooperatives Miteinander – unter den Fachgebieten wie zwischen den Professionen – sei dabei wesentlich für eine gut strukturierte Patientenversorgung.

Mehr dazu lesen Sie in der März-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes.

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