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Wirtschaftskrise beschleunigt Krankenhaussterben

18.05.2010

Studie „Krankenhauslandschaft im Umbruch“ vorgestellt

Einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young zufolge wird die Zahl der Klinikschließungen, -fusionen und -verkäufe in den nächsten Jahren deutlich steigen. Aufgrund sinkender Steuereinnahmen und Krankenkassenbeiträge würden die Kommunen künftig immer weniger die finanziellen Defizite ihrer Krankenhäuser ausgleichen können. Ferner würden die Bundesländer ihre Investitionen weiter reduzieren. Angesichts des Konkurrenzdrucks müssten die öffentlichen Kliniken aber auch gleichzeitig ihre Sach- und Personalkosten senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Investitionen in Qualität und neue Angebote verbessern, heißt es in der Ernst & Young-Studie, die heute in Berlin vorgestellt wurde. Insgesamt waren 300 Krankenhausmanagern und 1.500 Bürgern zur wirtschaftlichen Situation der Kliniken, den Wettbewerbsdruck und mögliche Verbesserungspotentiale befragt worden.

Die Kosten im Krankenhaussektor seien in den vergangenen zehn Jahren bereits um fast ein Viertel gestiegen. Mehr als 80 Prozent der befragten Krankenhausmanager erwarten jedoch einen weiteren Anstieg der Personal- und Sachkosten in den kommenden zwei Jahren, erklärte Nils Söhnle von Ernst & Young. Deshalb spielten Kostensenkungsprogramme derzeit bei 84 Prozent der Kliniken eine große bis sehr große Rolle. Geld sparen wollten die Manager vor allem bei den medizinischen Verbrauchsgütern. Aber auch Personal soll abgebaut werden: Jedes dritte Krankenhaus beabsichtige die Zahl der Beschäftigten in der Pflege und Verwaltung reduzieren, während etwa jede fünfte Klinik (21 Prozent) sogar plane, künftig weniger Ärzte zu beschäftigen. Angesichts der bundesweit 5.000 offenen Arztstellen in Krankenhäusern stellt sich dabei die Frage, wie die bereits vorhandene Arbeitsverdichtung von den verbleibenden Ärzten dann noch weiter kompensiert werden soll?

Gleichzeitig planten die Kliniken aber auch neue Investitionen zu tätigen und bestimmte Fachbereiche zu stärken (62 Prozent), Gebäude zu modernisieren (61 Prozent) oder den Komfort für die Patienten zu erhöhen (51 Prozent). Zusätzliches Personal würden hingegen nur die wenigsten Kliniken einstellen. Deshalb sei mit einem weiteren Arbeitsplatzabbau bei den Krankenhäusern zu rechnen. Zudem würden der Umfrage zufolge viele Krankenhäuser gern ihr Angebot erweitern: Dazu zählen Hotelleistungen für Angehörige (22 Prozent), die Einrichtung von Fitness-Centern (18 Prozent) oder alternative Medizin-Angebote (12 Prozent).

Bei den qualitätssteigernden Maßnahmen und der Etablierung neuer Angebote würden private Krankenhäuser deutlich mehr als freigemeinnützige und öffentliche investieren, so die Studie. So wolle jedes fünfte private Krankenhaus zukünftig Alternative Medizin ins Angebot nehmen, während nur jede zehnte öffentlicheKlinik dies plane. Die Einrichtung einer Privatstation beabsichtigten 45 Prozent der privaten, aber nur 25 Prozent der öffentlichen Krankenhäuser.

Die finanzielle Probleme der öffentlichen Krankenhausträger ermöglichten den privaten Krankenhauskonzernen weiter zu expandieren: Die Geldnot lasse so manchen Bürgermeister und Landrat wieder ernsthaft über einen Verkauf der kommunalen Kliniken an andere Träger nachdenken, sagte Stefan Viering vonErnst & Young. Die Wirtschaftskrise begünstige eindeutig die privaten Klinikkonzerne, deren Geschäft aufgrund ihrer Finanzkraft vom konjunkturellen Geschehen weit weniger abhängig sei. Die Unterschiede, die es schon heute in der deutschen Krankenhauslandschaft gebe, würden daher weiter zunehmen, prognostiziert er.

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