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Menschlichkeit in der Medizin

München, den 08. November 2010

1992 habe er den Glauben in die Kompetenz der (Gesundheits-) Politik verloren – etwas spät nach 15 Berufsjahren, werden einige vielleicht meinen, schreibt Werner Buchberger im Meinungsartikel im Bayerischen Ärzteblatt 11/2010.

1992 – Ein kurzer Blick zurück: Horst Seehofer war Bundesgesundheitsminister und er führte unter anderem die Deckelung an den Krankenhäusern ein, eine der vielen finanziellen Notbremsen, und – was für eine Überraschung – nicht besonders durchdacht. Krankenhausabteilungen kamen in Schieflagen, der Journalist wurde gerufen. Der genaue Blick in die Schwächen politischer Gesetzgebungskompetenz führte dann zum oben erwähnten galoppierenden Vertrauensverlust. 18 Jahre später – Die gute Nachricht: Unser Gesundheitssystem ist immer noch ein Solidarsystem – der kranke Mensch bekommt immer noch, unabhängig vom Einkommen, die bestmögliche medizinische Versorgung. Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler, verliert sich in den Grabenkämpfen der Interessengruppen – ebenso wie übrigens auch die organisierte Ärzteschaft. Bleiben wir noch einen Moment bei der Politik. Während Seehofer 1992 systemimmanent nachbesserte und das Gesundheitssystem übers politische Jahr retten wollte, spielt Rösler mit dem Feuer. Er verändert – ebenso wie Ulla Schmidt – Rahmenbedingungen, treibt den Chefs der Gesetzlichen Krankenversicherungen den Angstschweiß auf die Stirn – ebenso wie Ulla Schmidt niedergelassene Facharztgruppen auf die Straße zur Demonstration getrieben hat. Wettbewerbsstärkungsgesetz (WSG) – das funktioniert nur, wenn Politiker für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen – doch das fordert auch Gesetzgebungskompetenz. Ein Teufelskreis. Den könnten die Ärzte vielleicht selbst durchbrechen.

Die Wahlen zur Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns stehen an. Aber: noch nie gab es so viele Listen und divergierende Interessengruppen. Hausärzte gegen Fachärzte, Bayern gegen den Rest der Republik. Asymmetrische Honorarverteilung, einerseits innerhalb bayerischer Facharztgruppen – andererseits fließt Geld aus Bayern ab, gefährdet dadurch die hohe Qualität im Land. „Pay for performance“ – ein möglicher zukunftsfester Weg – wurde in Bayern entwickelt und wird inzwischen auch in Berlin zumindest verbalisiert. Doch auch die Ärzteschaft ist längst Teil der Tagespolitik und verliert sich – ebenso wie die Bundespolitik – zunehmend in den Grabenkämpfen der Interessengruppen. Vielleicht ist nun die Zeit endlich reif für eine Rückbesinnung?

Mehr zum Thema „Menschlichkeit in der Medizin“ lesen Sie in der November-Ausgabe des Bayerischen Ärzteblattes (www.blaek.de).

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