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Von A wie Antibiotikaresistenz bis Z wie Zugangsvoraussetzungen

Bamberg, 12. Okt. 2013

Der 72. Bayerische Ärztetag (BÄT) fasste am ersten Tag der Arbeitssitzung in Bamberg unter anderem folgende Beschlüsse:

Keine Pauschalen in der Psychiatrie
Der 72. Bayerische Ärztetag lehnte die Einführung des pauschalierten Entgeltsystems für die Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) ab. Die Einführung der Pauschalen in der somatischen Medizin als alleinige Abrechnungsgrundlage in der stationären Medizin habe zu schweren Verwerfungen in der Versorgung geführt. Dies sei in durch die Einführung der PEPP auch für den Bereich der Psychiatrie zu befürchten. Zusätzlich sei zu bedenken, dass sich psychiatrische Erkrankungen nicht für die Pauschalierung der Diagnosen geeignet sind.

Familienfreundliche Arbeitsbedingungen im Krankenhaus
Die Delegierten forderten die Krankenhäuser auf, zeitnah familien-freundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf habe sich als ein wesentlicher Grund für den in Deutschland bestehenden Ärztemangel erwiesen. Notwendig seien unter anderem flexible Arbeitszeiten, verlässliche Arbeits- und Bereitschaftszeiten, eine gesicherte Kinderbetreuung und eine unbürokratische Umsetzung flexibler Elternzeitregelungen.

Krankheitsbild Sepsis
Die Delegierten haben sich intensiv mit der Bedeutung des Krankheitsbildes der Sepsis (Wundinfektion) befasst und insbesondere deren Berücksichtigung in der Aus-, Weiter- und Fortbildung angeregt.

Pflegeversicherung und Prävention finanziell stärken
Die im Gesundheitsfonds mittlerweile angesammelten Gelder sollen im Sinne der Patientenversorgung nicht durch eine Reduktion der Krankenkassenbeiträge abgeschmolzen werden. Die vorhandenen Mittel sollen vielmehr für eine Unterstützung der demografisch völlig unzureichenden Pflegeversicherung und für eine Förderung der sinnvollen Prävention eingesetzt werden.

Zugangsvoraussetzungen zum Studium
Der 72. Bayerische Ärztetag forderte den Gesetzgeber auf, die Zulassungskriterien zum Medizinstudium so zu ändern, dass ein Abiturnoten-Bonus bzw. ein verbesserter Abiturnoten-Bonus – in Bayern bei anerkannten Gesundheitsfachberufen bisher maximal 0,2 – beim Zugang zum Medizinstudium für die Ableistung einer praktischen Tätigkeit in der patientennahen Versorgung eingeführt wird. Beispiele dafür seien ein freiwilliges soziales Jahr, eine Tätigkeit im Sinne des Bundesfreiwilligendienstes oder auch Ausbildungszeiten in patientennahen Gesundheitsfachberufen.

Gesundheitsfonds umstrukturieren
Die Delegierten forderten den Bayerischen Ministerpräsidenten und die bayerischen Bundestagsabgeordneten auf, sich für eine angemessene Finanzierung der medizinischen Versorgung in Bayern durch eine Umstrukturierung des Gesundheitsfonds einzusetzen, um so den Mittelabfluss aus Bayern, der letztendlich einem „kleinen“ Länderstrukturausgleich entspreche und zu einer Benachteiligung der bayerischen Versicherten führe, zu reduzieren und zu stoppen.

Antibiotikaresistenz und Massentierhaltung
Der BÄT sprach sich klar gegen die Massentierhaltung aus. Weltweit bestehe ein gravierendes Problem der Resistenzent-wicklung vieler Bakterienarten gegenüber einer Vielzahl von Antibiotika. Diese multiresistenten Erreger verbreiten sich rasch. Gleichzeitig gehe die Neuentwicklung von Antibiotika drastisch zurück. Es gibt schon heute Erreger, gegen die alle gängigen verfügbaren Antibiotika unwirksam seien. Die Ursache für die zunehmende Resistenz sei nicht allein die unsachgemäße Verordnung von Antibiotika in der Humanmedizin, sondern ganz erheblich deren Einsatz in der Tiermedizin und hier ganz besonders in der Massentierhaltung. 85 Prozent aller Antibiotika würden in der Veterinärmedizin verwendet, da eine Massentierhaltung ohne Antibiotika nicht möglich sei.

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